
Forschung & Lehre
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Palliativmedizin betrifft uns alle
Jeder Mensch wird früher oder später mit schwerer Krankheit, Sterben und Abschied konfrontiert – als Patientin, Patient, als Angehöriger oder als Behandelnde und Behandelnder. In diesen Momenten zählen Lebensqualität, Autonomie, Linderung von Leid, menschliche Nähe.
Palliativmedizin fragt dabei:
- Wie können wir Schmerzen lindern, wenn die Ursache nicht heilbar ist?
- Wie können wir Hoffnung geben, ohne Illusionen zu erzeugen?
- Wie begleiten wir Menschen, ohne sie zu bevormunden?
Diese Fragen sind zutiefst menschlich – und gleichzeitig wissenschaftlich. Gleichzeitig entsteht gute Palliativversorgung nicht zufällig.
Gute Palliativversorgung braucht Wissen
Wissen darüber, wie Menschen empfinden. Wie Versorgung funktioniert. Und wo sie versagt.
Deshalb forschen wir:
- Um Bedürfnisse sichtbar zu machen, die sonst ungehört bleiben.
- Um Versorgung zu verbessern, wo sie lückenhaft ist.
- Um Behandelnden Orientierung zu geben, wenn Entscheidungen schwerfallen.
- Und um gesellschaftlich mitzugestalten, wie wir mit Krankheit, Abhängigkeit und Sterben umgehen.
Palliativmedizinische Forschung ist notwendig. Für Patienten und Patientinnen. Für Angehörige. Für die, die begleiten. Für uns alle.
Wie wir forschen: Patientenzentriert und zukunftsgerichtet
Unsere Forschung folgt klaren Ansprüchen:
- Patientenzentriert: Wir stellen die Perspektive von Patientinnen, Patienten und Angehörigen in den Mittelpunkt.
- Interprofessionell: Wir arbeiten zusammen mit Ärztinnen, Pflegefachpersonen, PsychologInnen, VersorgungsforscherInnen
- Versorgungsnah: Unsere Fragen entstehen aus dem klinischen Alltag – und kehren dorthin zurück.
- Methodisch vielfältig: Wir nutzen klinischen Studien, genauso wie quantitative Designs und systematische Analysen – evidenzbasiert, reflektiert und ethisch fundiert.
- Verständigungsorientiert: Gute Versorgung braucht gute Kommunikation – auch in der Forschung.
- Zukunftsgerichtet: Wir denken Palliativmedizin im Kontext von demografischem Wandel, Ressourcenknappheit und Digitalisierung.
Was wir erforschen: Unsere Fragen und Schwerpunkte
Unsere zentralen Forschungsfragen:
- Wie erleben schwerkranke Menschen ihre Situation – körperlich, psychisch, sozial und spirituell?
- Lassen sich unterschiedliche palliativmedizinische Phasen im Krankheitsverlauf identifizieren und haben schwerkranker Menschen in unterschiedlichen Phasen ihrer Erkrankung unterschiedliche Beschwerden und Bedürfnisse.
- Wie ist die Palliativversorgung derzeit organisiert – und wie gut funktioniert sie in der Realität?
- Welche Modelle (z. B. SAPV, Palliativstation, Hospiz) wirken wie – für wen – in welchem Setting? Welchen Effekt haben neue Versorgungsformen (z.B. Tagesklinik)
- Wie kann Palliativversorgung früher, zielgerichteter und gerechter integriert werden?
- Welche Rolle spielen chirurgische, interventionelle und technologische Maßnahmen in der Palliativmedizin?
- Welche Möglichkeiten und Grenzen bietet Digitalisierung – ohne menschliche Nähe zu ersetzen?
- Was brauchen schwerkranke Menschen in der Kommunikation – und wie können wir Gespräche besser führen?
Forschungsschwerpunkte in der Palliativmedizin an der Immanuel Klinik Rüdersdorf, Universitätsklinikum der MHB
- Neuropalliative Care: Versorgung, Belastung und Lebensqualität bei Patient*innen Hirntumoren und anderen neuropalliativen Erkrankungen – mit Fokus auf Symptomkontrolle, Kommunikation und partizipativer Entscheidungsfindung.
- Versorgungsforschung: Analyse aktueller Versorgungsrealität, Ermittlung zukünftiger Bedarfe (z. B. im Kontext einer alternden Gesellschaft, ländlichen Gebieten und von Ärztemangel), Entwicklung sektorenübergreifender Versorgungspfade.
- Entwicklung & Evaluation von Assessmentinstrumenten: Erforschung palliativmedizinischer Stadien, differenzierter Erhebung von Symptomen und Belastungen in verschiedenen Krankheitsverläufen, Entwicklung praxisnaher Tools zur Entscheidungsunterstützung.
- PalliSurg – Operative Verfahren in der Palliativmedizin: Untersuchung der Rolle von chirurgischen und interventionellen Eingriffen zur Symptomkontrolle, Nutzen-Risiko-Abwägung in palliativen Kontexten, Entscheidungsprozesse in Grenzsituationen.
- Digitalisierung & Künstliche Intelligenz: Erforschung des potentiellen Einsatzes von digitalen Applikationen und künstlicher Intelligenz auf die palliativmedizinische Begleitung und Versorgung.
- Kommunikation in der Palliativversorgung: Analyse von Gesprächsbedarfen und kommunikativen Herausforderungen aus Sicht von Patient*innen, Angehörigen und Behandelnden – mit dem Ziel, Begegnung und Verständnis zu stärken.
Forschung fördern – Abschlussarbeiten, Promotionen, Habilitationen
Wir fördern wissenschaftlichen Nachwuchs und bieten vielfältige Möglichkeiten zur Mitarbeit an unseren Projekten – sowohl im Rahmen curriculärer Arbeiten als auch eigenständiger Forschungsvorhaben:
- Promotionen: z. B. in Medizin, Gesundheitswissenschaften, Psychologie, Public Health
- Habilitationen: Methodisch und thematisch eingebunden in unsere Schwerpunkte
Bei Interesse freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme!
Aktuelle Publikationen
Lehre
Palliativmedizin ist mehr als ein Fach – sie ist eine Haltung. Jede Ärztin, jeder Arzt wird im Berufsleben mit schwer kranken, sterbenden und trauernden Menschen konfrontiert – unabhängig vom Fachgebiet.
Palliativmedizinische Lehre bedeutet daher, auf das Wesentliche vorzubereiten:
- mit Ungewissheit umzugehen,
- zuzuhören und zu kommunizieren, insbesondere in palliativen Situationen,
- Leiden zu lindern, statt nur Symptome zu behandeln,
- gemeinsam mit anderen zu begleiten – medizinisch, menschlich, ethisch.
- Wer palliativmedizinisch denkt, handelt achtsamer – in allen ärztlichen Rollen.
Deshalb verstehen wir Lehre als Auftrag:
Wir möchten Studierende, Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen für palliativmedizinische Prinzipien begeistern, sie kompetent ausbilden und interdisziplinär vernetzen.
Unsere Lehre folgt modernen medizindidaktischen Prinzipien – methodisch, interaktiv, evidenzbasiert
Dabei verbinden wir klassische Lehrformate mit digitaler Innovation und orientieren uns an den ärztlichen Rollen des NKLM 2.0, den Empfehlungen des Medizinischen Fakultätentages und den Zielen des Masterplans Medizinstudium 2020.
Unsere didaktischen Schwerpunkte in der studentischen Lehre:
- Inverted-Classroom-Formate mit digitalen Lernmaterialien und KI-Unterstützung
- Interaktive Lehrkonzepte wie Fallseminare, Tumorkonferenzen, Simulationsformate
- EPA-basierte Ausbildung (Entrustable Professional Activities): schrittweise Kompetenzvermittlung für klinische, kommunikative und ethische Schlüsselaufgaben
- Evaluation und wissenschaftliche Weiterentwicklung von Lehrformaten
Lehre endet aber nicht mit dem Studium. Ein zentrales Anliegen unserer Arbeit ist die nicht-studentische, multiprofessionelle Lehre – von den Assistenzärztinnen und Assistenzärzten bis zu den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Unsere Formate in der nicht-studentischen Lehre:
- Strukturierte klinische Weiterbildung z. B. im Rahmen der Zusatzbezeichnung „Palliativmedizin“
- EPA-basierte Curricula für Assistenzärztinnen und Fachärztinnen
- Workshops und Seminare zu Kommunikation, Ethik, Entscheidungsfindung
- Mentoring, Supervision und Coaching für junge Kolleg*innen im klinischen Alltag
Unser Ziel: Menschen in allen Phasen ihrer Ausbildung zu befähigen, palliativmedizinische Kompetenzen wirksam in ihren Berufsalltag zu integrieren – unabhängig vom Fach, aber immer mit dem Menschen im Mittelpunkt.
Aktuelle Lehrveranstaltungen
Eine Übersicht unserer aktuellen Lehrveranstaltungen gibt Einblick in die Vielfalt und praktische Relevanz unserer palliativmedizinischen Lehre.
Kontakt Forschung
Sie haben Fragen zur Lehre, interessieren sich für eine Mitarbeit, oder möchten eine Lehrveranstaltung mit uns gestalten? Wir freuen uns über Ihre Nachricht und den fachlichen Austausch.